#8 Kristiansund – Trondheim – Namsos – Torghatten – Yttervik – Lofoten

Rauf oder runter?



Kristiansund – Trondheim – Namsos – Torghatten – Yttervik – Lofoten (1.175 km)
30.7.–5.8.2017



Von Ekkilsøya sind es nur wenige Kilometer nach Kristiansund, mit 24.000 Einwohnern ein eher kleines Städtchen. Auf dem Weg dorthin unterqueren wir mal wieder einen Fjord in einem Tunnel. Über 5 km ist der lang und kostet mit rund 15 € auch richtig Geld.






In Kristiansund ist an diesem bedeckten Sonntagvormittag noch alles verschlafen. Kaum ein Mensch auf der Straße. Wir fahren einfach mal durch und machen uns gleich weiter auf den Weg nach Trondheim. Das sind rund 200 km, dazwischen wieder mal eine kurze Fähre. Die Fahrt dauert gut 3-4 Stunden. Unterwegs haben wir von Regen bis Sonne alles. Aber kurz vor Trondheim wird es wieder richtig schön und warm. Und am Ende stehen wir direkt am Flakkfjord und blicken aufs Wasser.



Trondheim, das schon eher zu Mittelnorwegen zählt, ist gegenüber dem kleinen Kristiansund schon von einem anderen Kaliber: rund 175.000 Einwohner, Universitätsstadt, modern und doch mit lebendiger Historie.



Das eindrucksvollste Bauwerk ist der Nidarosdom, der immer noch das wichtigste Sakralgebäude des ganzen Landes ist. Hier werden auch heute noch königliche Häupter gekrönt. Anfangs war der Dom mal eine einfache Holzkirche, so um das Jahr 1000. Nach und nach wurde daraus eine prunkvolle Steinkirche, die schon ab 1152 dann zum Nidarosdom wurde.







Rund um den Dom werden gerade die Olav-Tage gefeiert, wie immer Ende Juli. Zu Ehren von Olav Haraldsson, der 1030 unweit von Trondheim in einer Schlacht fiel und der später heiliggesprochen wurde. Über seinem Grab wurde später der Nidarosdom erbaut.

Besonders schön ist das alte Hafenviertel mit den historischen Speicherhäusern. Heute hat es hier – sicher nicht ganz billigen – Wohnraum. Die Straßen und Sträßchen in diesem Viertel zeigen einen ganz besonderen Charme. Nicht viel anders sind die alten Speicherhäuser in Bergen, um welche ja ein richtiger Hype veranstaltet wird. Na gut, dort gibt es halt noch ein wenig vom „Innenleben“ zu sehen. Die Fassaden hier sind jedoch deutlich schöner und auch in ihrer Zahl reicher.













Montagmorgen geht es mit dem Auto in die Stadt. Schnell finden wir einen Parkplatz in der Nähe des Doms und gehen nochmal zu Fuß los. Trotz eines Montagmorgens macht Trondheim einen für eine Großstadt schon fast beschaulichen Eindruck. Vom Nidarosdom drehen wir unsere Runde vorbei an den Speicherhäusern rauf zur Alten Festung und nochmal quer durch die Stadt.























Zum Abschluss unseres Besuches gönnten wir uns einen super leckeren Burger bei Sub Hero Burger. War genial!



Übrigens gibt es in Trondheim einen Fahrradaufzug ... der ist aber leider gerade kaputt.







Gut gestärkt fahren wir dann noch rund 200 km bis Namsos. Etappenort auf dem Weg zum Torghatten. Unterwegs regnet es teilweise heftigst. Am Camping bei Namsos ist dann noch Gelegenheit, mal wieder etwas Wäsche zu waschen. Zum Glück gibt es meist auch gut funktionierende Wäschetrockner auf den Plätzen. Tja, Hausarbeit muss halt auch sein.

Schaukelige Fährfahrt am nächsten Tag ...





Die Fahrt führt weiter über die Nr. 17 entlang der Helgelandskysten. Immer wieder Schilder, die vor Elchverkehr warnen. Vorgestern habe ich zwei neben der Straße gesehen, konnte aber wegen des Verkehrs nicht bremsen und somit kein Foto machen, um die Sichtung zu belegen. Aber das wird vielleicht noch kommen ...





Am Nachmittag kommen wir dann am Torghatten an, der nochmal etwas über 200 km Fahrt entfernt liegt. Das ist quasi ein Berg mit einem Loch in der Mitte. Jahrhundertelang eine Landmarke für die Seefahrer wird er auch eine natürliche Kathedrale genannt. Natursagen ranken sich um ihn, für andere ein heiliger Berg oder ein Symbol für die Kraft der Natur über mehrere Eiszeiten hinweg. Auf jeden Fall ist er ein besonderes geologisches Erlebnis in toller Natur.









Wir steigen einmal rauf zum Loch, das rund 160 m lang, 35 m hoch und 20 m breit ist. Am nächsten Tag, während weitere Wäsche trocknet (auf dem Camping hat es kostenlose Waschmaschinen), umrunden wir ihn auf einer gemütlichen, knapp 7 km langen Wanderung.













Donnerstag ist wieder Fahrtag. Um etwas schneller vorwärts zu kommen, fahren wir auf die E6. So etwas wie die Hauptverkehrsader in Nord-Süd-Richtung hier in Norwegen. Habe Massen an LKWs usw. erwartet. Aber ganz im Gegenteil, es ist kaum Verkehr. Und die Straße ist auch kaum breiter als andere Straßen hier. Meist 70-80 kmh Höchstgeschwindigkeit. Und die Landschaft ist auch hier nicht weniger schön.





Und dann steht er da: der Elch! Einfach so neben der Straße. Aber wieder kein Foto, es geht wieder viel zu schnell. Anstatt uns vors Auto zu laufen macht er zum Glück kehrt und verschwindet wieder im dichten Wald. Doch diesmal sieht auch B. ihn!

Nach 250 km erreichen wir auf den kleinen Yttervik Camping, direkt am Ranfjord. Es ist  noch früher Nachmittag und nix ist los hier.



B. kommt mit einem Hobbyangler aus Erlangen ins Gespräch, der gerade seinen Fang verarbeitet. Er angelt seit 65 Jahren, kommt seit 20 Jahren hierher. Und ehe wir uns versahen, haben wir vier große Kabeljaufilets in der Schüssel. Für die nächsten zwei Tage sind wir somit versorgt.

Fachmännisch nimmt er die Fische aus und filettiert sie. Nichts wandert in den Müll. Alle Abfälle wirft er zurück ins Wasser, wo sie sofort von anderen Fischen und den Möwen geschnappt werden.



















Kommt man hier mit Urlaubern ins Gespräch ist die erste Frage: „Fahrt ihr rauf oder runter?“ Nunja, wir fahren noch immer rauf … und von denen, die rauffahren, wollen die meisten auf die Lofoten. Und wer runterkommt, sagt, es sei total schön dort. Aber zurzeit auch sehr voll. Lassen wir uns überraschen! Erst mal genießen wir den ruhigen Abend am Ranfjord.







Der Freitag bringt uns wieder richtig voran und bietet einige Highlights. Gleich nach unserem Start, kurz vor Mo i Rana, werden wir von einer Polizeikontrolle gestoppt. Es ist morgens halb 10. Zuerst hat der Polizist noch gefragt, ob ich heute meinen Führerschein dabei hätte. Hab gemeint, dass er Glück hat. Gerade heute hätte ich ihn eingesteckt. Aber letztendlich ging es um einen Alkoholtest. Wie bitte?
Alkoholtest? Morgens um diese Zeit? Ok, ich wollte ja schon immer mal einen machen. Kann sowas ja ganz entspannt angehen, als absoluter Nicht-Trinker.

Weiter geht es auf der Nord-Süd-Route E6, auf welcher wir bald den Polarkreis erreichen. Auf 66°33’N stehen das Arctic Circle Center und ein großes Steinmännchenfeld. Ersteres bietet eine saubere Toilette, letzteres ist lustig anzusehen. Stammgäste hinterlassen hier Botschaften, manche waren Jahre in Folge regelmäßig hier. Das Arctic Circle Center befindet sich auf knapp 700 m Höhe am Rande des Saltfjell Vartisen Nationalparks. Geprägt von einer kargen Fjelllandschaft. Und frisch ist es da oben heute auch.















Am nächsten Fjord scheint wieder die Sonne und die kurzen Hosen können gleich wieder raus. Spontan entscheiden wir uns, den Saltstromen anzuschauen. Seines Zeichens weltgrößter Gezeitenstrom. Wir sind zwar nicht zum Gezeitenwechsel da, aber eindrucksvoll sind die starken Strömungen und Strudel dennoch.













Nur noch wenige Kilometer sind es von hier nach Bodø, der Fährstadt, um nach Moskenes am westlichen Ende der Lofoten zu gelangen. Uns wurde empfohlen, diese Fähre nur zu nehmen, wenn das Wetter passt und das Meer ruhig ist. Heute passt alles! Und tatsächlich bekommen wir ohne Reservierung einen Platz, denn groß ist die Fähre nicht.

Letztendlich warten wir keine 20 Minuten. Vier Stunden Überfahrt, etwa 80 km, verbringen wir bei Sonnenschein auf dem Außendeck, denn nur dort ist der Aufenthalt mit Hund erlaubt. Zu Beginn noch ganz angenehm wird es zum Ende hin doch recht frisch.















Die langgezogene Bergkette der Lofoten rückt näher, sie wird auch „Lofotenwand“ genannt ...







Um 20 Uhr legt die Fähre pünktlich in Moskenes an. In der Nähe hat es nur zwei kleine Campingplätze, beide sind natürlich schon randvoll. Am Zweiten wird B. sogar derart schroff und unhöflich abgewiesen, dass sie regelrecht erschrocken ist. Hier treffen wir auf ein junges Pärchen aus Süddeutschland, das auch in einem T4 reist und mit uns auf der Fähre war. Sie haben einen Übernachtungstipp auf einem nahegelegenen Parkplatz in petto. Also kurzentschlossen hin.

Am Ende sind es sicher 15 Mobile und Wohnwagen, die dort stehen. Nirgends ein Schild „No camping“, also alles klar. Auf der einen Seite die Klippen, das Meer und eine tolle Aussicht obendrein. Auf der anderen Seite die Straße, auf der in der Nacht aber nichts los war. Ich schlafe wie ein Stein.



Traumhafter Blick auf die „Lofotenwand“ im Abendlicht ...



Die Schattenseiten solcher Stellplätze sind die Hinterlassenschaften der Nutzer, nicht jeder hat eine Toilette an Bord oder einen Monsterdarm. Das ist absolut ärgerlich. Da ist es durchaus zu verstehen, dass immer mehr Schilder mit „No camping“ stehen.

Auch erschreckt uns der unglaubliche Betrieb an Wohnmobilen und Wohnwagen hier auf den Lofoten. Es ist halt immer noch absolute Hochsaison.

Am nächsten Morgen schauen wir Reine an, das als typisches Lofoten-Örtchen beschrieben wird.



Immer wieder tauchen jetzt Holzgestelle zum Trocknen des Kabeljaus auf, der so zum Stockfisch wird.









Anschließend fahren wir zu einem kleinen Camping bei Ramberg, der an einer schönen Bucht mit Sandstrand liegt, und checken dort ein. Vom Bus aus schauen wir auf den langen, weißen Strand. Trotz der mittlerweile kühlen Temperaturen und nur etwa 13 °C Wassertemperatur gibt es ganz Hartgesottene, die baden gehen ...



... und sich dabei auch von den Quallen nicht abschrecken lassen.





Hochzeit auf Norwegisch ...



Hund mit Sandnase ...



Leider ist es gegen Mittag mit dem schönen Wetter vorbei, der Himmel zieht sich zu, von den schönen Gipfeln ist nichts mehr zu sehen. Innerhalb von Stunden tauschen die Leute ihre kurzen Hosen und T-Shirts geben Jeans, Daunenjacke und Mütze. Wir werfen heute zum ersten Mal das Heizöfchen an. Das wird wahrscheinlich noch öfter passieren. Solange es nicht regnet, wenn wir draußen sind, sind wir aber zufrieden.

Die nächsten Tage wollen wir so langsam die Lofoten von West nach Ost aufrollen. Dazu mehr im nächsten Bericht.




Gesamtfahrstrecke bisher 4.605 Kilometer.